Freitag, 10. August 2007

Derbyzeit in Düsseldorf, lecker Altbier und viel, viel Essen - "für umme!"

7. August 2007: 2. Spieltag der Regionalliga Nord: Fortuna Düsseldorf gegen Rot-Weiß Essen 0:0
Mittwochmorgen gegen 5.00Uhr. Todmüde, mit einem bis zum Anschlag gestopften Magen aber sehr zufrieden ließ ich mich in mein Bett fallen, schließlich lag einer der unterhaltsamsten Tage seit langer Zeit hinter mir, der schon 23 Stunden vorher, allerdings weniger spektakulär, begann. Denn vor dem Vergnügen kam sprichwörtlich erst die Arbeit, die sich allerdings aufgrund der immensen Vorfreude als äußerst kurzweilig gestaltete. Gegen Mittag war diese dann endlich geschafft und der Mob für diesen Tag traf sich bei mir zum gemeinsamen Mittagessen. Neben den vertrauten Kameraden Marek und Marcel, begab sich zum ersten Mal Fabian in die erlauchte Runde der interessierten „Allesfahrer“. Um 14Uhr starteten wir dann mit dem durch Eigengewicht extrem tiefergelegten Peugeot Richtung Düsseldorf, wobei nicht nur die begrenzte Leistungskraft des Fahrzeuges, sondern auch das miserable Wetter eine zügige Reisegeschwindigkeit unmöglich machte.

Schon die Hinfahrt in die 280km entfernte rheinische Landeshauptstadt gestaltete sich besonders durch die Telefonate von M&M sehr amüsant. Während Marek seine Chefin routiniert anlog und ihr versicherte, er sei mit Fieber und Dünnschiss gerade auf dem Weg ins Ärztehaus Mannheim und sich auch noch durch eine raffinierte „Hochzeits- und Trauzeugenlüge“ einen freien Sonntag verschaffte (schließlich startet der SV Waldhof an diesem Tag in seine Oberliga-Saison) wurde Marcel überraschend kurzfristig für den nächsten Nachmittag zum einem Auftritt im Regionalfernsehen eingeladen.
Obwohl wir doch sehr frühzeitig in Viernheim losgefahren waren, nahm der Zeitdruck doch wegen der schlechten Verkehrslage zu und schließlich wartete im Großraum Köln noch der obligatorische Stau. Solche Verkehrsbehinderungen können zwar den normalen Autofahrer und gestresste Berufstätige schnell auf die Palme bringen, routinierte Staufetischisten wie wir versuchen jedoch das Beste aus der Situation rauszuholen. Und so hielten wir in Schrittgeschwindigkeit Ausschau nach hübschen Töchtern in der näheren Umgebung. Zu unserem, besonders meinem Leidwesen ging die Auserwählte nicht auf unsere Kontaktmöglichkeiten ein. Zweifelhaft blieb dabei ob es ihr unangenehm war, dass die Eltern im Auto wenig begeistert Kenntnis von unseren Balzversuchen nahmen, oder ihr die Anmache über Zettel einfach nur zu primitiv war. Anscheinend kann man die Mädchen der Handy/SMS-Generation einfach nicht mehr mit liebevoll geschriebenen „Briefen“ erreichen. Naja, der Rückschlag wurde schnell verdaut und das Ziel lag in greifbarer Nähe.
Unsere Reise führte uns zunächst in den Stadtteil Benrath im Süden Düsseldorfs, wo die reservierten Eintrittskarten abgeholt wurden und es dann via S-Bahn über Hauptbahnhof zum Stadion im Norden ging. Hier wurden dann ausnahmsweise mal die Vorteile der Oberliga bemerkbar, da sich die Fahrt mit der U-Bahn zu einer echten Geduldsprobe entwickelte. Ständig hielt die Bahn mitten auf der Strecke, wobei uns der Sinn dabei fremd blieb. Nach einer halben Stunde wurden wir jedoch belohnt, konnten den Mock der Bahn entgehen und waren überwältigt von dem modernen Stadionumfeld rund um das Rheinstadion. Die Architektur war nicht nur von außen imposant, auch der Innenraum konnte uns schnell begeistern. Positiv musste man werten dass die Arena wohl einer der letzten modernen Arenen ist, die auf die unsinnige, kommerziell wohl aber sehr lukrative Arena-Karten als Zahlungsmittel ablehnt, dafür greifen die Caterer bei den Getränken unverhältnismäßig tief in die Taschen der Fans.
Als wir unsere Plätze im wunderschönen Stadion eingenommen hatten – ausnahmsweise gönnten wir uns diesmal den Luxus von Sitzplatzkarten auf der Gegengerade – teilte uns der Stadionsprecher mit, dass der Spielbeginn um 15 Minuten verschoben wird. Denn mit uns fanden unglaubliche 27.000 Zuschauer den Weg zum Regionalliga Derby, davon wohl an die 6.000 Essener. In der italienischen Serie A wäre diese Zuschauerzahl wohl im oberen Tabellendrittel anzusetzen, was umso erstaunlicher ist, da es sich hier lediglich um Amateurspiel, ohne Zweifel jedoch mit einer gewaltigen Portion Tradition, handelte. Trotz des eher langweiligen und fehlpassreichen Spiels wurden wir auf unseren Plätzen 90 Minuten von Fangesängen aus beiden Kurven beschallt. Beide Fangruppen vermochten uns zu überzeugen, die Essener ersangen sich aber einen leichten Vorsprung; besonders die RWE-Wechselgesänge innerhalb des Blocks, waren an Lautstärke kaum zu übertreffen. Was uns allerdings bereits in der U-Bahn aufgefallen war, war der für ein echtes Derby fehlende Hass zwischen den Fans. Man stand friedlich nebeneinander im Zug, von Vorfreude war wenig zu erkennen. Damit will ich zwar nicht über fehlende Auseinandersetzungen unter den Fans beschweren, allerdings hätte mehr Aggressivität der Stimmung im Stadion noch besser getan, denn erfahrene Fußballfans wie wir wissen, dass bei dieser Kulisse auch wesentlich mehr Potential gesteckt hatte.


Neben der trotzdem sehr guten Stimmung kann man allerdings über das Spiel herzlich wenig berichten. Stadion und Zuschauer waren zwar bundesligatauglich, die Spieler jedoch nicht. Fehlpässe und schlecht geschlagene Länge Bälle dominierten vor allem das Spiel der Düsseldorfer, die zu keiner richtigen Torchance kamen. Die Essener hätten immerhin beinahe nach einer Ecke zugeschlagen aber der Kopfball wurde auf der Torlinie gerettet. Trauriges Highlight war der Zusammenprall von zwei Gegenspielern beim Kopfball, in dessen Anschluss der Düsseldorfer sogar bewusstlos liegen blieb. Das Spiel konnte uns zwar nicht von den Sitzen reisen, aber in der Oberliga bekommt man doch oftmals noch deutlich Schlimmeres vorgesetzt.
Nach Spielschluss erwarteten uns an der U-Bahn-Haltestelle wieder chaotische Zustände, anscheinend sind die Düsseldorfer Verkehrsbetriebe noch nicht für einen derartigen Fanandrang gerüstet. Marek nutze die kontaktfreudige Atmosphäre in der sehr stickigen Bahn, um in Erfahrung zu bringen, wo man in der Altstadt die berüchtigte Thekenmeile findet. Wir folgten daraufhin der Empfehlung eines Einheimischen, der uns die „Schlüssel-Brauerei“ empfiehl. Bei einem, nein drei leckeren Alt-Bier wurde über den bis dahin schon genialen Tag philosophiert und Fabian für die nächste Auswärtsfahrt am darauf folgenden Sonntag gewonnen. Gegen 1Uhr erreichten wir wieder unser Auto in Benrath und traten dann leicht übermüdet die Heimreise an, ohne zu ahnen dass der lustigste Part der Reise noch vor uns lag.
Kaum auf der Autobahn angekommen begann die verzweifelte Suche nach einer amerikanischen Fastfoodkette, da die letzte Mahlzeit bereits einige Zeit zurücklag. Besonders Marek verzweifelte trotz seiner Magen-Darm-Probleme und dem beißenden Gestank rund um die Chemiestadt Leverkusen an einer geschlossenen BurgerKing-Filiale im Großraum Köln. Etwa hundert Kilometer weiter fanden wir dann das McDonalds-Restaurant unseres Vertrauens, wobei ich mir gleich mal erlaubte neben einer Polizeistreife dreist über drei Stellplätze quer zu parken. Zu unserem Leidwesen mussten wir auch noch etwa zehn Minuten auf unser Essen warten, da das Personal wohl schon mehr an Feierabend als an Service dachte. Im Nachhinein hat sich das Warten aber durchaus gelohnt. Statt meiner bestellten kleinen Pommes und einem Chickenburger, bekam ich drei Chickenburger, ein Royal TS und eine große Pommes, wobei ich nicht weis ob es am Unvermögen der Angestellten oder als Reaktion auf meine Beschwerde lag. Egal, auch die anderen konnten sich über den einen oder anderen Zusatzburger freuen und in Verbindung mit dem kostenlosen Getränke-Nachschenkautomaten wurde aus dem kurzen Zwischenstopp ein ausgedehntes Fressen. Die Völlerei schien keine Grenzen zu kennen, doch als uns gegen Ende noch mal vier Cheeseburger angeboten wurden mussten wir unter lautem Lachen ablehnen. Leider scheiterte mein frecher Versuch die Angestellte davon zu überzeugen, dass wir noch ein Dessert-Eis bestellt haben, aber das wäre auch wohl zu viel des Guten gewesen. Schließlich wollten wir uns bei unserer Abreise nochmals via Drive-In-Schalter für die vielen Gratis-Produkte bedanken.
Die letzten 1 ½ Stunden Fahrt waren dann purer Überlebenskampf, während sich die anderen wohlgenährt zum Schlaf begaben, kämpfte ich auf der Autobahn mit meiner Müdigkeit. Zum Glück war die Autobahn aber kaum befahren und so kamen wir alle heil gegen frühen Morgen in der südhessischen Heimat an. Hinter uns lag wohl einer der besten Groundhopping-Ausflüge für lange Zeit, der sich aufgrund der Sparsamkeit des Peugeot auch sehr preiswert entpuppte. Dieser wird auch wohl für die nächste Zeit der letzte größere Trip gewesen sein, da sich unsere Konzentration wohl zunächst auf die Oberliga richtet, am Sonntag in Ulm!

Keine Kommentare: