Sonntag, 9. September 2007

Erfolg verdirbt die Fankultur

25.08.2007: 3. Spieltag 1.Bundesliga: 1.FC Nürnberg gegen SV Werder Bremen 0:1
„Wer spontan ist, hat im Leben auch mehr Spaß.“ Unter diesem Motto kann man wohl den Trip in die fränkische Hauptstadt beschreiben, denn lang voraus geplante Besuche sind ja langweilig. Und so beginnt die Vorgeschichte knappe 15 Stunden vor Spielbeginn des Spitzenspiels zwischen Pokalsieger und dem Champions-League-Qualifikanten. Es war Freitagabend gegen halb 1 auf einem schäbigen Autobahnparkplatz irgendwo zwischen Nöttingen und Bonlanden. Der Waldhof hat uns gerade mal wieder den letzten Nerv geraubt und den schönen Sport Fußball bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Doch wer meint, dass uns das nach all den Jahren noch schockieren könnte, der kennt unser masochistisches Durchhaltevermögen noch nicht. Außerdem wollte man zum einen nicht dieses Wochenende mit einem derartigen Negativerlebnis vorüberziehen lassen, zum anderen ekelte uns die Vorstellung, samstags nun nur noch vor dem heimischen Premiere-Decoder zu faulenzen und sich bei der stupiden Berichterstattung über abgesonderte Körperdüfte lustig zu machen.
Für die Realisierung unsere nächtlichen Wahnsinnsidee kam uns entgegen, dass „de Maddin“, wie ich Mareks Vater in seiner Abwesenheit gern nenne, uns einen überdurchschnittlich gut gefüllten Tank zur Verfügung gestellt hatte und sich dadurch die Ausgaben erträglich gestalteten, schließlich waren wir an diesem Tag nur zu zweit unterwegs. Die anderen Freunde konnten nicht für Besuch im Max-Morlock-Stadion begeistert werden, vielleicht hatten sie auch einfach Angst keine Karten mehr zu bekommen.
Nun gut aber zum einen steht Qualität über Quantität und zum anderen versprach der Tag auch so sehr unterhaltsam zu werden. Die „Zwei-Mann-Armee“ bestehen aus „Rod“ und „Thommy“ trat vormittags die 240 km lange Reise an, wobei Marek diesmal auf Bier verzichten musste, da er ausnahmsweise als Fahrer vorgesehen war. Aber auch so blieb das Bier erstmal das vorherrschende Thema, zuerst wurde nämlich die alte Zivistelle und der benachbarte Getränkemarkt angepeilt, um für einen Geburtstag am späteren Abend das passende Präsent mitbringen zu können. Und wenn man schon mal alte Erinnerungen auffrischt kam Marek auch gleich noch in den Genuss des besten Döners auf der Welt, beim Harput in der Allersberger Straße (Nein ich bekomme kein Geld für die Schleichwerbung).
Was bei unseren sonstigen Auswärtsspielen leider viel zu kurz kommt, ist der „kulturelle“ Teil, aber ich behaupte einfach ganz dreist, dass in Schwieberdingen, Nöttingen und Gmünd die Sehenswürdigkeiten sehr rar sind. Nicht so in des Führers Schatzkiste. Nachdem wir zum Glück noch einige „Restkarten mit Sichtbehinderung“ ergattern konnten, musste ich natürlich meinem Genossen unter Beweis stellen, warum ich seit meiner Zivizeit so von dieser Stadt schwärme. Zu Beginn wurde zwar einige Male Unbehagen geäußert, vor allem weil der durchschnittlich durchtrainierte Mannheimer es nicht gewohnt ist, kleinere Steigungen auch zu Fuß zu bewältigen. Zwar ist die Nürnberger Innenstadt nicht so ebenerdig wie die heimischen „Planken“ und auch die Kopfschmerzen vom Vortag, als Resultat von viel Bier und Polizeiprügel verlangten ihm einiges ab, wurden am Ende aber mit dem schönen Ausblick von der Burg über die gesamte Altstadt entschädigt. Leider kam aufgrund des Zeitmangels das weitere Kulturprogramm viel zu kurz, aber der Hauptmarkt als legendäre Stätte an der die Engländer in 10 Minuten das gesamte Bier leer tranken lag zum Glück auf dem Weg zur U- und S-Bahn, die uns pünktlich zu Spielbeginn Richtung Dutzendteich brachte.
Als wir dann unsere Plätze einnahmen waren wir erstmal überrascht und fragten uns, worin genau die Sichtbehinderung bestand, durch die wir 7 Euro sparten. Man konnte, obwohl man im Stadion direkt neben den Bremen-Fans platziert war nicht einmal von einer Lärmbelästigung sprechen, da sich diese wieder einmal sehr passiv präsentierten. Die andere Überraschung war da wesentlich schlimmerer Natur: Als Ich noch vor zwei Jahren beim „Club“ war, wiesen die spärlich besetzten Ränge oft noch große Lücken auf, besonders das Pokalspiel gegen Dynamo Dresden interessierte damals lediglich 13.000 Zuschauer. Wenn ich nun in ein fast ausverkauftes Morlock-Stadion gehe, stellt sich natürlich die Frage wo diese Leute damals gewesen waren.
Aber anscheinend hatten diese Erfolgsfans selbst ein schlechtes Gewissen, denn diesmal klatschten sie wie verrückt die neuerdings so beliebten „Klatsch-Falt-Dinger“ ,die ein lokaler Sponsor bereitstellte, aneinander, als wollten sie die letzten Jahre vernachlässigter Liebe zum Verein nachholen. Naja, schön für den der noch zwei gesunde Hände und eine laute Stimme zur Unterstützung hat. Auch die wahren Fans aus der Kurve teilten zu Spielbeginn meine Meinung mithilfe eines Spruchbandes: “Gebietet dem modernen Fußball Einhalt, Fankultur benötigt keine Sponsoren!“ Auch während dem Spiel war von der gegenüberliegenden Heimkurve mehr zu vernehmen als von den 10 Meter entfernten Hansestädtern.
Das Spiel gestaltete sich dagegen in der ersten Hälfte sehr ausgeglichen und konnte zwei entwöhnte Oberliga-Fans durchaus begeistern. Leider übernahmen in der zweiten Hälfte die Gäste zunehmend die Kontrolle, immer angetrieben von dem ach so genialen Diego, der wohl nur in Deutschland zaubern kann, weil er ihr bei jeder Berührung einen Freistoß gepfiffen bekommt. Nicht auszudenken wenn so ein Spieler in England gegen Terry, Lampard oder Rooney spielen müsste. Jedenfalls gelang es den Bremern dann noch, wohl auch verdient, durch ein Tor eines jungen Eigengewächses das Spiel für sich zu entscheiden. Trotzdem war es wieder einmal ein schöner Samstag, natürlich auch wegen dem ganzen Drumherum und den alten Erinnerungen die aufgefrischt wurden. Nach dem Vorabend konnten wir auch einfach mal zufrieden sein, nicht von Polizisten dumm angepöbelt und mit Schlagstöcken gepeinigt zu werden. Bleibt die obligatorische Frage: „Was it really worth it, Johnson?“ – „Oh yes, it fucking was!“

Freitag, 10. August 2007

Derbyzeit in Düsseldorf, lecker Altbier und viel, viel Essen - "für umme!"

7. August 2007: 2. Spieltag der Regionalliga Nord: Fortuna Düsseldorf gegen Rot-Weiß Essen 0:0
Mittwochmorgen gegen 5.00Uhr. Todmüde, mit einem bis zum Anschlag gestopften Magen aber sehr zufrieden ließ ich mich in mein Bett fallen, schließlich lag einer der unterhaltsamsten Tage seit langer Zeit hinter mir, der schon 23 Stunden vorher, allerdings weniger spektakulär, begann. Denn vor dem Vergnügen kam sprichwörtlich erst die Arbeit, die sich allerdings aufgrund der immensen Vorfreude als äußerst kurzweilig gestaltete. Gegen Mittag war diese dann endlich geschafft und der Mob für diesen Tag traf sich bei mir zum gemeinsamen Mittagessen. Neben den vertrauten Kameraden Marek und Marcel, begab sich zum ersten Mal Fabian in die erlauchte Runde der interessierten „Allesfahrer“. Um 14Uhr starteten wir dann mit dem durch Eigengewicht extrem tiefergelegten Peugeot Richtung Düsseldorf, wobei nicht nur die begrenzte Leistungskraft des Fahrzeuges, sondern auch das miserable Wetter eine zügige Reisegeschwindigkeit unmöglich machte.

Schon die Hinfahrt in die 280km entfernte rheinische Landeshauptstadt gestaltete sich besonders durch die Telefonate von M&M sehr amüsant. Während Marek seine Chefin routiniert anlog und ihr versicherte, er sei mit Fieber und Dünnschiss gerade auf dem Weg ins Ärztehaus Mannheim und sich auch noch durch eine raffinierte „Hochzeits- und Trauzeugenlüge“ einen freien Sonntag verschaffte (schließlich startet der SV Waldhof an diesem Tag in seine Oberliga-Saison) wurde Marcel überraschend kurzfristig für den nächsten Nachmittag zum einem Auftritt im Regionalfernsehen eingeladen.
Obwohl wir doch sehr frühzeitig in Viernheim losgefahren waren, nahm der Zeitdruck doch wegen der schlechten Verkehrslage zu und schließlich wartete im Großraum Köln noch der obligatorische Stau. Solche Verkehrsbehinderungen können zwar den normalen Autofahrer und gestresste Berufstätige schnell auf die Palme bringen, routinierte Staufetischisten wie wir versuchen jedoch das Beste aus der Situation rauszuholen. Und so hielten wir in Schrittgeschwindigkeit Ausschau nach hübschen Töchtern in der näheren Umgebung. Zu unserem, besonders meinem Leidwesen ging die Auserwählte nicht auf unsere Kontaktmöglichkeiten ein. Zweifelhaft blieb dabei ob es ihr unangenehm war, dass die Eltern im Auto wenig begeistert Kenntnis von unseren Balzversuchen nahmen, oder ihr die Anmache über Zettel einfach nur zu primitiv war. Anscheinend kann man die Mädchen der Handy/SMS-Generation einfach nicht mehr mit liebevoll geschriebenen „Briefen“ erreichen. Naja, der Rückschlag wurde schnell verdaut und das Ziel lag in greifbarer Nähe.
Unsere Reise führte uns zunächst in den Stadtteil Benrath im Süden Düsseldorfs, wo die reservierten Eintrittskarten abgeholt wurden und es dann via S-Bahn über Hauptbahnhof zum Stadion im Norden ging. Hier wurden dann ausnahmsweise mal die Vorteile der Oberliga bemerkbar, da sich die Fahrt mit der U-Bahn zu einer echten Geduldsprobe entwickelte. Ständig hielt die Bahn mitten auf der Strecke, wobei uns der Sinn dabei fremd blieb. Nach einer halben Stunde wurden wir jedoch belohnt, konnten den Mock der Bahn entgehen und waren überwältigt von dem modernen Stadionumfeld rund um das Rheinstadion. Die Architektur war nicht nur von außen imposant, auch der Innenraum konnte uns schnell begeistern. Positiv musste man werten dass die Arena wohl einer der letzten modernen Arenen ist, die auf die unsinnige, kommerziell wohl aber sehr lukrative Arena-Karten als Zahlungsmittel ablehnt, dafür greifen die Caterer bei den Getränken unverhältnismäßig tief in die Taschen der Fans.
Als wir unsere Plätze im wunderschönen Stadion eingenommen hatten – ausnahmsweise gönnten wir uns diesmal den Luxus von Sitzplatzkarten auf der Gegengerade – teilte uns der Stadionsprecher mit, dass der Spielbeginn um 15 Minuten verschoben wird. Denn mit uns fanden unglaubliche 27.000 Zuschauer den Weg zum Regionalliga Derby, davon wohl an die 6.000 Essener. In der italienischen Serie A wäre diese Zuschauerzahl wohl im oberen Tabellendrittel anzusetzen, was umso erstaunlicher ist, da es sich hier lediglich um Amateurspiel, ohne Zweifel jedoch mit einer gewaltigen Portion Tradition, handelte. Trotz des eher langweiligen und fehlpassreichen Spiels wurden wir auf unseren Plätzen 90 Minuten von Fangesängen aus beiden Kurven beschallt. Beide Fangruppen vermochten uns zu überzeugen, die Essener ersangen sich aber einen leichten Vorsprung; besonders die RWE-Wechselgesänge innerhalb des Blocks, waren an Lautstärke kaum zu übertreffen. Was uns allerdings bereits in der U-Bahn aufgefallen war, war der für ein echtes Derby fehlende Hass zwischen den Fans. Man stand friedlich nebeneinander im Zug, von Vorfreude war wenig zu erkennen. Damit will ich zwar nicht über fehlende Auseinandersetzungen unter den Fans beschweren, allerdings hätte mehr Aggressivität der Stimmung im Stadion noch besser getan, denn erfahrene Fußballfans wie wir wissen, dass bei dieser Kulisse auch wesentlich mehr Potential gesteckt hatte.


Neben der trotzdem sehr guten Stimmung kann man allerdings über das Spiel herzlich wenig berichten. Stadion und Zuschauer waren zwar bundesligatauglich, die Spieler jedoch nicht. Fehlpässe und schlecht geschlagene Länge Bälle dominierten vor allem das Spiel der Düsseldorfer, die zu keiner richtigen Torchance kamen. Die Essener hätten immerhin beinahe nach einer Ecke zugeschlagen aber der Kopfball wurde auf der Torlinie gerettet. Trauriges Highlight war der Zusammenprall von zwei Gegenspielern beim Kopfball, in dessen Anschluss der Düsseldorfer sogar bewusstlos liegen blieb. Das Spiel konnte uns zwar nicht von den Sitzen reisen, aber in der Oberliga bekommt man doch oftmals noch deutlich Schlimmeres vorgesetzt.
Nach Spielschluss erwarteten uns an der U-Bahn-Haltestelle wieder chaotische Zustände, anscheinend sind die Düsseldorfer Verkehrsbetriebe noch nicht für einen derartigen Fanandrang gerüstet. Marek nutze die kontaktfreudige Atmosphäre in der sehr stickigen Bahn, um in Erfahrung zu bringen, wo man in der Altstadt die berüchtigte Thekenmeile findet. Wir folgten daraufhin der Empfehlung eines Einheimischen, der uns die „Schlüssel-Brauerei“ empfiehl. Bei einem, nein drei leckeren Alt-Bier wurde über den bis dahin schon genialen Tag philosophiert und Fabian für die nächste Auswärtsfahrt am darauf folgenden Sonntag gewonnen. Gegen 1Uhr erreichten wir wieder unser Auto in Benrath und traten dann leicht übermüdet die Heimreise an, ohne zu ahnen dass der lustigste Part der Reise noch vor uns lag.
Kaum auf der Autobahn angekommen begann die verzweifelte Suche nach einer amerikanischen Fastfoodkette, da die letzte Mahlzeit bereits einige Zeit zurücklag. Besonders Marek verzweifelte trotz seiner Magen-Darm-Probleme und dem beißenden Gestank rund um die Chemiestadt Leverkusen an einer geschlossenen BurgerKing-Filiale im Großraum Köln. Etwa hundert Kilometer weiter fanden wir dann das McDonalds-Restaurant unseres Vertrauens, wobei ich mir gleich mal erlaubte neben einer Polizeistreife dreist über drei Stellplätze quer zu parken. Zu unserem Leidwesen mussten wir auch noch etwa zehn Minuten auf unser Essen warten, da das Personal wohl schon mehr an Feierabend als an Service dachte. Im Nachhinein hat sich das Warten aber durchaus gelohnt. Statt meiner bestellten kleinen Pommes und einem Chickenburger, bekam ich drei Chickenburger, ein Royal TS und eine große Pommes, wobei ich nicht weis ob es am Unvermögen der Angestellten oder als Reaktion auf meine Beschwerde lag. Egal, auch die anderen konnten sich über den einen oder anderen Zusatzburger freuen und in Verbindung mit dem kostenlosen Getränke-Nachschenkautomaten wurde aus dem kurzen Zwischenstopp ein ausgedehntes Fressen. Die Völlerei schien keine Grenzen zu kennen, doch als uns gegen Ende noch mal vier Cheeseburger angeboten wurden mussten wir unter lautem Lachen ablehnen. Leider scheiterte mein frecher Versuch die Angestellte davon zu überzeugen, dass wir noch ein Dessert-Eis bestellt haben, aber das wäre auch wohl zu viel des Guten gewesen. Schließlich wollten wir uns bei unserer Abreise nochmals via Drive-In-Schalter für die vielen Gratis-Produkte bedanken.
Die letzten 1 ½ Stunden Fahrt waren dann purer Überlebenskampf, während sich die anderen wohlgenährt zum Schlaf begaben, kämpfte ich auf der Autobahn mit meiner Müdigkeit. Zum Glück war die Autobahn aber kaum befahren und so kamen wir alle heil gegen frühen Morgen in der südhessischen Heimat an. Hinter uns lag wohl einer der besten Groundhopping-Ausflüge für lange Zeit, der sich aufgrund der Sparsamkeit des Peugeot auch sehr preiswert entpuppte. Dieser wird auch wohl für die nächste Zeit der letzte größere Trip gewesen sein, da sich unsere Konzentration wohl zunächst auf die Oberliga richtet, am Sonntag in Ulm!

Montag, 6. August 2007

Schiedsrichter verhindert Pokalüberraschung in Worms!

5.08.2007: 1. Runde DFB-Pokal: VFR Wormatia Worms gegen FSV Mainz 05 1:6
Endlich geschafft. Nach endlosen Wochen der fußballfreien Zeit, begannen an diesem Wochenende die ersten Pflichtspiele der Bundesligisten und die Pokalauslosung versprach einige interessante Spiele. Ein absolutes Muss für die Fußballinteressierten in der Metropolregion war dabei das Rheinland-Pfalz-Derby zwischen dem Oberligisten Wormatia Worms und den Bundesligaabsteiger aus Mainz. Und so machten sich die vier Waldhof-Buben Nicolas, Marek, Marcel und Ich auf den Weg in die Nibelungenstadt, um die Freunde aus der Nachbarschaft gegen den ehemaligen UEFA-Cup-Teilnehmer kräftig zu unterstützen. Klar dass bei so einem prissanten Spiel das Stadion seit Tagen ausverkauft war, es wurde sogar extra eine kleine Hintertorttribüne aufgebaut um die Kapazität auf 12.000 Zuschauer auszubauen. Natürlich stellten die Mainzer wohl mehr als die Hälfte der anwesenden Zuschauer, doch das man Quantität nicht mit Qualität gleichsetzen kann wurde besonders am Ende des Spiels deutlich. Zum Anpfiff wurde unsere Gruppe jedoch in zwei Teile aufgesplittert: Marek und Ich bevorzugten den leicht überfüllten Worms-Block, während Nicci und Marcel eher einen ruhigeren Platz auf neutralem Terrain suchten.

Der Auftakt des Spiels überraschte uns aber alle vier gleichermaßen. Der Klassenunterschied zwischen dem Oberligisten und dem Zweitligisten war selbst für den eingefleischtesten 05er nicht zu erkennen. Die Wormser machten über eine halbe Stunde erheblichen Druck auf den kasten von Dimo Wache, konnten sich dabei sehr gute Chancen herausarbeiten und erkämpften sich über ein halbes Dutzend Ecken. Von den Mainzern war nichts zu sehen, im Gegenteil wäre ihnen beinahe ein Eigentor passiert. Aber wie es im Fußball oft so ist, zappelte bereits der erste Torschuss im Netz. Ein abgefälschter Schuss lies dem VFR-Torwart keine Chance, der zuvor so sicher jede Flanke und Ecke der Mainzer heruntergepflügt hatte. Als wäre dieses Zwischenergebnis nicht unglücklich genug, kam nun der Auftritt des 12. Mainzers an diesem Tag: Gemeint war Schiedsrichter Thorsten Kinnhöfer, der eindeutig große Sympathien für den Karnevalsverein hegte. In der 32. Minute zückte er völlig übertrieben die erste Rote Karte um einige Minuten später bei einem strafstoßverdächtigen Foul im Mainzer Strafraum auf Schwalbe zu entscheiden. Nach 36 Minuten war also der Spielstand komplett auf den Kopf gestellt und der Zuschauer um uns herum setzte noch einen Cent auf einen Außenseitersieg. Doch trotz des Rückstandes und zwei Männern weniger auf dem Platz überzeugten die Wormser mit einem überragenden Kampfstil und waren ebenso überlegen wie vor dem Rückstand. Kurz vor Pausenpfiff war es dann endlich soweit; die Wormatia kam völlig verdient zum Ausgleich. Das halbe Stadion stand Kopf, während die Mainzer auf einmal wieder ganz leise waren. Kurz danach war Pause und während die Wormser ihre Mannschaft zurecht feierten, musste der (Un)-Parteiische gleich mit vier Regenschirmen in die Kabine begleitet werden.

Die zweite Halbzeit gestaltete sich zu unserem Leidwesen wesentlich unausgeglichener, da langsam die Kräfte bei den Nibelungenstädter schwanden und das 2:1 kurz nach Wiederbeginn, übrigens wieder eine zweifelhafte Entscheidung des Schiedsrichters, den K.O für den Oberligisten bedeuteten. Im weiteren Spielverlauf gelangen den Mainzern noch sehenswerte Treffer, wobei die Mainz-Fans sich freuten wie kleine Kinder an Weihnachten. Anscheinend ohne jegliche Fachkenntnisse ignorierten sie die Tatsache, dass sie erst seitdem der Schiedsrichter den Freundschaftsdienst in Form von Platzverweisen geleistet hatte mit dem „kleinen“ Nachbar mithalten konnten. So erbärmlich wie die Leistung ihrer Mannschaft in der ersten Halbzeit, so präsentierten sich auch die „Fans“, sofern diese Bezeichnung überhaupt zutraf, da einige teilweise den Namen der eigenen Spieler nicht kannten. Zweifelhaft blieb bis zum Ende ob diese sich über den ungerechten Sieg freuten oder über die Feuerwehrleute, die sie über die gesamte zweite Halbzeit mit Wasserschläuchen nassspritzten. Mag sein, dass es überall ein paar Idioten gibt, aber dass selbst die „Ultras“ die Feuerwehrleute mit „Humba“ und einer Welle verabschiedeten war dann doch zuviel des schlechten Geschmacks. Insgesamt schade dass dem Underdog so früh die Chance für eine Überraschung geraubt wurde, aber anscheinend hat das Ziehkind des DFB auch bei den Schiedsrichtern Sympathien gewonnen. Mit der Leistung werden die Wormser auf jeden Fall um die ersten vier Plätze spielen, die zur neuen Regionalliga berechtigen und dann höchstwahrscheinlich auch auf unsere Wäldhöfer treffen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Alla Wormatia!

Montag, 30. Juli 2007

Fußballtristesse im Schatten der Bankenmetropole

20.05.2007: 34. Spieltag der 2. BL: Offenbacher Kickers gegen Eintracht Braunschweig 1:1
Der letzte Spieltag in der 2. Bundesliga lockte mich mit der eher uninteressanten Begegnung zwischen dem Tabellen-15. Offenbacher Kickers und dem Schlusslicht der Tabelle, Eintracht Braunschweig, auf den Bieberer Berg in Frankfurt-Ost. Das einzig reizvolle an der Partie war der mögliche Abstieg der Kickers, um ein baldiges Wiedersehen im Mannheimer Carl-Benz-Stadion zu ermöglichen. Außerdem wollte ich mir noch das letzte Profi-Spiel der Braunschweiger anschauen, die nach einer miserablen Saison leider (hoffentlich nur für 12 Monate) den Gang in die Drittklassigkeit antreten mussten.

Nach dem anstrengenden, aber geilen Trip nach Hannover am Vortag und einer doch kurzen Nacht mit WG-Party und ausgedehnten Fahrdienst für meine Kommilitoninnen, brachte mich der Mittelhessen-Express diesmal pünktlich in Richtung Main-Metropole. Beim Umsteigen in die S-Bahn nach Offenbach machte ich auch erste Bekanntschaft mit 2 Eintrachtfans aus Steinbach im Taunus und einem SGE-Supporter, der sich auch nicht den Abstieg der Kickers entgehen lassen wollte. Man lief gemeinsam zum Stadion und wunderte sich über die eher provisorisch wirkenden Waldwege, die zum Gäste-Block führten.

Im Stadion angekommen war ich doch erstaunt über die, trotz der schlechten sportlichen Leistung, sehr zahlreich anwesenden BTSVler. Unter ihnen mischten sich auch vertraute Gesichter, die mir wöchentlich auf dem Waldhof begegnen, sowie einige Frankfurter und Basler. Dementsprechend gut war auch die Stimmung im Block: Die Niedersachsen präsentierten sich absolut erstligatauglich mit 90 Minuten Dauersupport, abwechslungsreichen und originellen Liedern. Leider konnte der Funke auf die Mannschaft nicht überspringen, es gelangen nur sehr wenige Torchancenund zu allem Überfluss schoss Mokhtari die Heimmannschaft auch noch in Führung. Kurz vor Spielschluss gelang völlig überraschend der Ausgleich und die gesamte Gästekurve freute sich, die Kickers mit in die Regionalliga zu nehmen. Aber leider blieb uns dies verwehrt, stattdessen musste der Traditionsklub aus Essen den Profifußball verlassen.

Nach Spielende konnte man dann meinen in Offenbach wird die Meisterschaft gefeiert. Tausende Fans stürmten den Rasen und freuten sich den Abstieg um ein Jahr verzögert zu haben. Während des Spiels war die Stimmung der Offenbacher dagegen durchschnittlich: Zwar begannen sie schon eine Stunde vor Spielbeginn mit Gesängen, während des Spiels war aber keine Steigerung zu vernehmen. Klarer Vorteil Braunschweig. Insgesamt ein mageres Spiel aber die tolle Stimmung im Block hat mich doch insgesamt zufrieden gestimmt.

Sonntag, 29. Juli 2007

Alte Liebe rostet nicht: Mit dem "Clubb" nach Hannoi!

19.05.2007: 34. Spieltag der 1. BL: Hannover 96 gegen 1. FC Nürnberg 0:3
Alle gute Auswärtsfahrten beginnen traditionell mit einer Verspätung. Diesmal war aber nicht, wie bei den Waldhof-Spielen üblich, Nicolas an dem erheblich späteren Start schuld, sondern das große, deutsche Unternehmen, das wie kein anderes für Verspätungen und unzufriedene Kunden steht. Die Deutsche Bahn. Meine Reise begann also am frühen Samstagmorgen am Gießener Bahnhof, ein Schmelztiegel der Fankulturen, wie sich auch bei meiner Ankunft am späten Abend nochmals bestätigen sollte. Mit einer satten Stunde Verspätung kam mein Zug Richtung Kassel, was mir die Chance einräumte einen kurzen Smalltalk mit einem etwas minderbemittelten Schalke-Fan zu tätigen und mich über die so typisch gewordenen Mainz-"Fans" zu ärgern: Frauen, den man es auf den ersten Blick ansah, dass sie vor dem Aufstieg des Karnevalsvereins noch nie ein Stadion betreten hatten. Bunt verkleidet, um ja auch zwischen den ganzen Gladbachern, Frankfurtern und Dortmundern am Bahnsteig aufzufallen und mit einer Flasche Billig-Sekt unterm Arm, bestiegen sie gut gelaunt den Zug, obwohl ihr Verein völlig zurecht bereits vorzeitig den Gang in Liga 2 verkraften musste.

Um 9.10Uhr, geschlagene 65Minuten später als geplant, fuhr dann auch mein Zug Richtung Kassel in den Bahnhof ein und meine 90minütige Zugfahrt konnte beginnen. In Kassel war ich dann mit einem ehemaligen Zivi-Kollegen und seiner Auswärtsfirma verabredet, die mich von dort aus mit in ihrem Opel Corsa in Richtung niedersächsischer Hauptstadt mitnahmen. Da meine Mitstreiter anscheinend schon etwas länger auf den Beinen waren, beschloss man gleich in Kassel noch einen Burger King zu besuchen. Neben dem gewohnt guten Essen belustigte uns dabei auch eine defekte Eismaschine, die die Schokoladensoße für selbiges im gesamten Thekenbereich verteilte und bei den Angestellten nur ratlose Gesichter hinterließ.

Die restliche Autofahrt von annähernd drei Stunden verbrachten wir mit dem intensiven Studieren der einschlägigen Fachliteratur, das gemeinsame Verdammen von finanziell aufgepumpten Dorfklubs a la Hoffenheim und Wolfsburg und dem Austausch der neuesten Informationen aus der Oberliga Baden-Württemberg. Ein Highlight der Hinfahrt war der ca. 10km lange Stau kurz vor Hannover, bei dem ich die Bundesliga-Fahrer in die hohe Kunst des Schiebedach-Posens eingeweiht habe, was auch bei den uns umgebenden Autos und Bussen aus Franken für positive Stimmung sorgte. Gelegentlich wurden auch einige Nettigkeiten mit vorbeifahrenden Kaiserslautern- und Wolfsburgfans ausgetauscht; aufgrund meiner rhetorischen Fähigkeiten konnte die verbalen Duelle eindeutig als Sieg meinerseits ausgelegt werden. Ein Dank gilt den anderen Clubfans, die uns im Stau aus dem fahrende Auto heraus mit alkoholische Getränken beschenkt hatten und als Gegenleistung unsere Kicker-Literatur bekamen.

Pünktlich um viertel vor drei in Hannoi angekommen begann das eigentliche Zittern für mich. Ich hatte im Gegensatz zu den anderen noch keine Eintrittskarte für das bereits ausverkaufte Spiel, doch dank eines anderen Zivi-Kollegen wurde mir eine Karte versprochen, die bei einem Fanclub übrig geblieben ist. (Danke Hübi für die Vermittlung). Das Warten auf die Karte gestaltete sich allerdings als reine Nervensache, denn aufgrund des schon erwähnten Staus, erreichte der Bus erst mit dem Anpfiff das Stadiongelände.

15:30: Endlich hatte ich meine Karte, zwar Sitzplatz da der Stehplatzblock restlos überfüllt war, aber die Preise im WM-Stadion sind doch im Vergleich zu anderen Stadien absolut in Ordnung. Und wie es der Zufall wollte, befand sich mein Platz auch direkt in der gleichen Reihe von meinen Mitstreitern. Nach anfänglichen Beschwerden unserer Hintermänner wurden die Sitzplätze erfolgreich zu Stehplätzen umfunktioniert, was auch an der attraktiven Spielweise der Gäste lag. Zwar konnte in der ersten Halbzeit keine klare Überlegenheit herausgespielt werden und man musste auch zufrieden sein, dass die Niedersachsen nicht ihre gelegentliche Torversuche nutzen konnten.

Die zweite und damit auch letzte Halbzeit der Saison konnte die Meyer-Elf aber genau so überzeugend gestalten, wie der erste Saisonauftritt in Stuttgart. Fußballgott Marek Mintal, Marco Engelhardt und Ivica Banovic sicherten einen ungefährdeten 3:0 Auswärtssieg. Die Stimmung im Nürnberg-Block war dementsprechend überragend, man feierte eine absolut gelungene Saison und das Highlight lag ja noch vor ihnen. Und so wurde über 90 Minuten der DFB-Pokaleinzug und die damit verbundene Qualifikation für den UEFA-Cup (warum können sich die Bayern denn nicht so über den UEFA-Cup freuen?) gefeiert. Einzig die Stimmung auf den Sitzplätzen war ab und zu ausbaufähig, im Vergleich zu den Hannoveranern aber überlegen.

Die Braunschweiger Vorstädter hatten anscheinend an diesem Tag ein Familienfest im Stadion, jedenfalls konnte man den Eindruck gewinnen, denn wenn den Spielern der Heimmannschaft eine Torchance gelang, schallte das „Gekreische“ des Kinderchors durch die ausverkaufte Arena. Es wurden wohl einige tausend Freikarten an die lokalen Jugendvereine verteilt, was den durchschnittlichen optischen Auftritt der 96-Fans zusätzlich verschlechterte. Spielerisch hat sich der Ausflug nach Niedersachsen aber jedenfalls gelohnt. Erstaunend ist die positive Entwicklung der Nürnberger unter Hans Meyer, nicht zu vergleichen mit meinen ersten Club-Spielen zwei Jahre zuvor, als gerade einmal 13.000 Zuschauer das Pokalspiel gegen Dresden verfolgten. Nächstes Jahr geht es also, man hätte es zu meiner Zivildienstzeit noch nicht für möglich gehalten, ab Herbst in europäische Stadien und ich hoffe, dass mir mein Terminkalender und mein Geldbeutel wieder eine interessante und abwechslungsreiche Auswärtsfahrt mit den Nürnbergern ermöglichen.

Zum Schluss möchte ich noch dem Fahrer Steini Dank sagen, der es mir, aufgrund seiner teilweise „rücksichtslosen“ Fahrweise auf der Rückfahrt, ermöglichte, den Zug in Kassel rechtzeitig zu erreichen. Dies ersparte mir eine zweistündige Wartezeit in der doch wenig attraktiven nordhessischen Metropole und ich konnte abends doch noch auf eine WG-Party in Gießen gehen und dort ein Bier genießen. Außerdem stand am Tag darauf ja bereits der nächste Spielbesuch an, bei dem die befreundeten und bereits hoffnungslos abgestiegenen Braunschweiger auf die Frankfurter Vorstädter trafen. In der (momentanen) Zweit-Heimat angekommen, wurde ich noch aufgrund meines Nürnberg T-Shirts von ein paar Frankfurtern angepöbelt, die sich grad mit Dortmundern eine lautstarke Diskussion lieferten. Das war mir ein wenig unangenehm, da ich selbst ja auch eine sehr gute Beziehung zur Eintracht habe, aber wenigstens hinderte der Alkoholpegel der Main-Städter sie daran, mir irgendwie böse zu kommen.